Richard Avedon

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Sie ist vorbei; die Avedon Ausstellung. Seit gut einer Woche und hallt nach. Gerne wäre ich heute nochmal durchgegangen und gerne hätte ich mich vertieft, in die schwarz-weiß-Aufnahmen, die unter die Haut gingen. Richard Avedon (1923-2004), ein bedeutender Modefotograf des 20. Jahrhunderts. Ein Name, der mir zuerst nichts sagte, seine Modefotografien umso mehr.

Allein schon ein erster Blick von der Treppe des Hauses aus, Richtung Untergeschoss ließ erahnen, was diese Schau bereit hielt. Drei seiner “Murals” hingen hier – überdimensionale Wandfotos, entstanden Ende der 60er. Großformate, zusammenhängend nur aus der Distanz wirklich erkennbar.  Was für ein Auftakt. Die Beleuchtung, die Stimmung, einfach alles – ein ungewohntes beeindruckendes Gesamtbild. Kein Damien Hirst, kein Koons, kein Warhol (außer auf einem Foto) in Sicht – alle vertrauten Werke, die sonst das Untergeschoss schmücken, temporär verborgen.

Fotografien aus allen wichtigen Serien Avedons waren versammelt. Raum für Raum. Portraits, ohne schönen Schein. Real. Schonungslos. Einige erinnerten an Portraits von August Sander. Ende der 60er dokumentierte Avedon die amerikanische Rassenpolitik, zeigte direkt nebeneinander die zerschundenen Gesichter von Arbeitern und wohlhabende weiße mit dicken Zigarren im Mund. Er fotografierte in einer Psychiatrie in Louisiana – apathische Menschen in Anstaltskleidung, Grobkörnige Bilder, wie aus einer unheimlichen Parallelwelt. Avedon studierte Körper und Gesichter, so wie den grübelnden Marcel Duchamp oder Andy Warhol kurz nach seinem fast tödlichen Messerattentat. Kreuz und quer ziehen sich die Narben über Warhols Körper, ein Foto platziert, wo sonst seine Pop-Art Kunst hängt.

Die Besucher gingen andächtig mit den Protagonisten in Dialog – ganz leise, vertieft, stumm. Eine ganz besondere Atmosphäre, die ich selten so wahrgenommen habe. Großartig.

 

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