GURKEN von Erwin Wurm und Urban Knitting

Er darf nicht auf dem Walk of Modern Art  in Salzburg fehlen – der österreichische Künstler Erwin Wurm (Jahrgang ’54). Er ist der Meister des hintergründigen, skurrilen Humors. Hier in München war er 2009/10 im Kunstbau des Lenbachhauses  zu sehen. <Gurken> – das dritte der 2011 entstanden Kunstobjekte der Salzburg Foundation und mein vorerst letztes, über das ich berichte.

Mit seinen fotografisch und im Video festgehaltenen „One Minute Sculptures“, den „verfetteten“ Skulpturen oder Aktionen und Installationen im öffentlichen Raum – etwa dem umgedrehten Einfamilienhaus auf dem Dach des Wiener MUMOK 2006 – lotet er die Grenzen des Mediums Skulptur aus und hat sich fest in der internationalen Kunstszene etabliert. Alltagsobjekte wie Autos, Häuser oder eben Gurken finden in seinem Werk ebenso ihren Platz wie Körperlichkeit, Handlungen und Umwelt des Menschen. Mit Witz und Ironie entlarvt Wurm absurde gesellschaftliche Entwicklungen und stellt dabei den gängigen Skulpturenbegriff immer wieder in Frage: bei ihm kann alles zur Skulptur werden. Die Dinge sind nicht das, was sie scheinen, sie sind wandelbar, unter der Oberfläche steckt immer eine Überraschung. Wurm entlockt ihnen neue Sinnebenen, auch den Salzburger „Gurken“.

Eine Gurke ist eine Gurke ist eine Gurke – oder eher nicht? Wurm, der im vergangenen Jahr im MdM Salzburg sein „Selbstportrait als Essiggurkerl“ inszeniert hat, erklärt für das Kunstprojekt Salzburg die beliebte Essiggurke abermals zum bildwerten Motiv und erhebt damit einen allgegenwärtigen, banalen Gegenstand zum Kunstobjekt. Wesentlicher Bezugspunkt ist dabei der Mensch in all seiner Individualität: „Die Faszination an der Vielfalt der Formen, die man nicht ausschöpfen kann, weil keine der anderen gleicht – das hat schon was“, so Erwin Wurm. „Jede Gurke ist individuell verschieden, aber doch sofort als Gurke erkennbar und einem Ganzen zuordenbar…ähnlich den Menschen.“ Die Formen sind so unterschiedlich, wie Gurken und Menschen nun einmal sind: groß und klein, dick und dünn, rau und glatt, schmal und gedrungen. Indem Wurm seine Gurken auf menschliches Maß vergrößert und scheinbar direkt aus dem Asphalt wachsen lässt, inszeniert er sie als Wesen von individuellem Wert.

Die Strickmützen, die aktuell die Gurken schmücken, gehören zwar nicht offiziell zum Kunstwerk und gehen wahrscheinlich auf <Urban Knitting>, der Verziehrung des Stadtraums durch Strickkunst zurück, unterstreichen aber bewußt oder unbewußt die menschliche Aussage des Künstlers. Einfach großartig. Auf bald.

Quelle: http://www.salzburgfoundation.at

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