Schlaflos – Das Bett in Geschichte und Gegenwartskunst

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Da stehe ich nun, inmitten des 21 Hauses in Wien, in der Ausstellung <Schlaflos – Das Bett in Geschichte und Gegenwartskunst>.

Die Ausstellung Schlaflos hat das Bett als Motiv in der Kunstgeschichte wie in der zeitgenössischen Kunst im Fokus. Sie umfasst Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und Videoarbeiten, deren Bandbreite sich von Werken alter Meister bis zu Arbeiten der Gegenwartskunst spannt, die einander thematisch und assoziativ gegenübergestellt werden.

Als Schauplatz von Geburt, Liebe, Krankheit und Tod, als Ort jeglicher menschlicher Ausdrucksform, in der Geschichte jedweder Kultur zu finden, gehört das Bett wohl zu den am häufigsten in der Kunst reproduzierten Gegenständen, und nicht selten hat seine Darstellung metaphorische Bedeutung: das Bett als Veranschaulichung der Bedingungen menschlicher Existenz. Ein Großteil der Menschen wird auf einem Bett geboren, man könnte sagen, dass das unerklärliche Wunder des Lebens auf einem Bett seinen Anfang nimmt. Ein Werk der Ausstellung ist ein Gemälde von Lavinia Fontana aus dem 16. Jahrhundert, das ein Kind in einer Wiege zeigt – die wahrscheinlich erste Umsetzung dieses Sujets in der Kunstgeschichte. Die Tradition der Darstellung der Geburt hat sich bis heute fortgesetzt, wie beispielsweise bei Robert Gober oder Sherrie Levine.

Zahlreiche Künstler der Gegenwart, von Nobuyoshi Araki, Diane Arbus, Lucian Freud, Yayoi Kusama über Jannis Kounellis, Antoni Tàpies, Rosemarie Trockel bis Egon Schiele, Jürgen Teller oder Franz West und Rachel Whiteread haben sich der Form des Betts bedient oder – wie Tracey Emin, Mona Hatoum, Damian Hirst, Jim Lambie und Sarah Lucas – das Bett als Readymade verwendet.

Eine vielversprechende Themenschau und sie ist der Hauptgrund meines diesjährigen Wien-Besuchs. Es sind gerade die Themenausstellungen, für die ich gerne in andere Städte reise,  um mit Fragen zu einem Thema konfrontiert zu werden, die mir vorher nicht in den Sinn gekommen wären.

Es ist das erste Mal, seit der Neueröffnung, dass ich das 21 Haus besuche. Allein die Architektur, das räumliche Erlebnis schon spannend genug. Fotografieren durfte man nur im Foyer, jedoch gibt es zur Ausstellung eine umfassenden großformatigen Katalog mit Abbildungen aller Kunstwerke.

Die Schau <Schlaflos – Das Bett in Geschichte und Gegenwartskunst> lag jedoch weit hinter meinen Erwartungen zurück. Eine langweilige Aneinanderreihung von Kunstwerken, da half auch die Einteilung in die Themen Geburt, Liebe, Krankheit und Tod kaum – eine Mischung von großen Namen, gepaart mit weniger Bekannten.  Die Werke einzeln für sich, beeindruckend bis hin zu nachhallend – wie beispielsweise die Bettenskulptur <Kratz> von Urs Fischer, schwerer Beton auf einem scheinbar leicht frisch bezogenen Bett, die ich nur zu gern angefasst hätte. Oder “Temporarily Placed” von Michal Elmgreen und Ingar Dragset; ein Mann in in einem Krankenbett hinter einem Paravent mit Blick ins Draußen; eine ganz eigene Privatsphäre umgibt dieses einzige Werk in diesem Raum,  ein voyeuristisches Moment, so als ob man ein fremdes Schlafzimmer betritt. Großartig, obgleich mir schon bekannt, <Dormiente> von Mona Hatoum, eine Küchenreibe als Liege; scheinbar einfach und hoch komplex oder auch das Foto von Lucinda Devlin, <Lethal Injektion Chamber> .  Zusammenfassend ist die Schau <Schlaflos – Das Bett in Geschichte und Gegenwartskunst> im Gesamtklassement – ernüchternd.

 

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