Thomas Struth

Was es bei Ausstellungseröffnungen so alles zu beachten gibt

Voll war es. Sehr voll war es

– zur Eröffnungsveranstaltung von <Thomas Struth: Figure Ground> am Donnerstag im Haus der Kunst in München. Das ist oft bei Eröffnungen so und gut, als Resonanz für all die Initiatoren und Sponsoren.

Offen gesagt, bin ich kein Freund von großen Menschenansammlungen. Nach Möglichkeit meide ich sie. Bei Eröffnungen verhält sich das ein wenig anders. Die Motivation ist je nach Thematik der Ausstellung deutlich höher und agiert diffiziler. Kunstinstitutionen unterscheiden sich von Galerien, große von kleinen, staatliche von städtischen und so weiter. Sie ähneln sich im Ablauf, doch bewegt sich jedes in seinem ganz eigenen Mikrokosmos.

Wer hier nur die Kunst genießen

möchte, ist fehl am Platze, so viel ist sicher.

Hier wird gefeiert; man trifft sich; sei es geplant oder zufällig. Mag dabei sein, plaudert oder netzwerkt. Oft kennt man sich auch nur vom sehen – aus dem Freundeskreis oder einem anderen Kunstverein, schaut sich in die Augen, erkennt sich, woher nur? Lächelt und streift wortlos weiter. Es hat alles so eine ganz eigene Dynamik an Ausstellungseröffnungstagen.

Ich mag es meinen eigenen Raum zu haben. Gehe liebend gerne alleine zu derartigen Veranstaltungen. Lausche den Reden meist in Nähe des Ausgangs zu, um nach offizieller Eröffnung den einströmenden Massen vorweg zu laufen. Oft starte ich in einem der hinteren Räume. Hier kann ich die Ruhe, die es benötigt, um mit den Werken leise in Dialog zu treten, für einen längeren Moment auskosten. Der Besuch an diesen Eröffnungsabenden ist meist sehr kurz, mehr Zeit braucht es auch nicht.  Es reicht für einen Überblick, einen ersten Eindruck – immer.

Diesmal war ich besonders angetan, von der Ausstellung im Haus der Kunst.

Es begann, als ich las, dass Thomas Weski als Gastkurator das Œuvre Struth’s präsentiert.

Weski war von 2003 bis Mai 2009 zunächst als Hauptkurator und dann als stellvertretender Direktor im Haus der Kunst tätig. Ich mag seine nachvollziehbaren Anordnungen, sein chronologisches Verständnis Ausstellungsräume zu komponieren. Er wirkt geschickt im Verborgenen, so als gäbe es gar keinen Kurator und alles wäre einfach nur so gut platziert. Keine Ausstellung von ihm wirkt, wie die andere. Er passt die Werke den Räumen an. Und doch hat er eine eigene, ganz eigene, Handschrift. Ich habe viele, sehr viele seiner international gestalteten Ausstellungen besichtigt.

Immer gibt es zeitgemäße Interpretationen – überraschende Sichtweisen. Das “um die Ecke denken” kitzelt er förmlich aus dem Besucher heraus. So auch bei <Thomas Struth: Figure Ground>. Das Bild Audience , Florenz 2004, stellt er einfach mal schräg in den Raum – dahinter; nichts.

Wer hier die Neugier besitzt, erkennt schlichtweg mehr.

Mehr, als nur die Rückseite von sieben aneinander gereihten Werken auf Holzrahmen – Eigentumsaufkleber, Stempel, wichtige Hinweise, Originalbeschriftungen und Ausstellungsstationen. Soetwas bleibt normalerweise in Ausstellungen im Verborgen. Freilich gab es das schon desöfteren zu sehen, auch im Haus der Kunst  (die <Geschichten im Konflikt>, kuratiert von Ulrich Wilmes fallen mir als erstes ein) doch nie zuvor, habe ich es so <hintergründig> präsentiert gesehen. Belanglos auf den ertsten, grandios auf den zweiten – tiefen Blick gerichtet.

Das Herzstück, der große zentrale Raum im Haus der Kunst, lässt er mit dem Archiv Struth’s bespielen.

Leichtfüßig, so als wäre der Raum genau dafür geschaffen, obwohl dieser wahrscheinlich der schwierigste von allen ist. Autoritär; allein der Größe wegen. Hier vereinen sich Basismaterialien seines Werks. Karteikarten, Skizzen, Einladungskarten, Rechercheunterlagen, Notizbücher. Auch wieder chronologisch aufgebaut und untermalt. Förmlich zentral in temporärer Abfolge wird die Entwicklung seines Gesamtwerks gezeigt.

Von hier aus kann der Besucher ausschwärmen – vernetzt in alle Räume. Grandios. Chapeau. Ich komme wieder. Gerne, sehr gerne. Bestimmt. Und dann mit mehr Zeit, deutlich mehr.

 

  • Ausstellungsdauer:   VERLÄNGERT bis 07. Januar 2018
  • Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag bis
    Donnerstag bis
  • Ausstellungsort: Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, München

 

 

 

 

4 Kommentare zu “Was es bei Ausstellungseröffnungen so alles zu beachten gibt

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