Aktuelle Bauarbeiten an der Rotunde in der Pinakothek der Modernen verdankt das Museum Brandhorst die Sonderausstellung der britischen Künstlerin Gillian Wearing. Im Untergeschoss des Museums wird der Besucher gleich mit großformatigen Familienfotos der Künstlerin aus unterschiedlichen Epochen begrüßt – Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Onkel und sie selbst im Alter von 17 Jahren. Bizarr bei näherer Betrachtung, denn alle Aufnahmen sind detailliert inszeniert. Alle Augenpaare sind von der Künstlerin, allerdings ist nicht Photoshop das Medium der Verfremdung, sondern die Protagonistin selbst steckt hinter einer Maske.
In neun Ausstellungsräumen bietet die Ausstellung einen retrospektiven Überblick Ihres Schaffens – Foto- und Filmarbeiten.
In ihren Arbeiten geht es immer wieder um den Selbstausdruck von Menschen in inszenierten Situationen. Ihr Interesse gilt Sicht- und Verhaltensweisen unterschiedlichster Menschen – Durchschnittsbürgern sowie Obdachlosen, Rentnern wie auch Schulkindern. In schonungsloser, aber immer auch behutsamer Auseinandersetzung entstehen Porträts, in denen sich eine fragile Balance einstellt zwischen Eigenwahrnehmung und Außenwirkung, Privatheit und Öffentlichkeit, Wahrhaftigkeit und Projektion.
Sie berührt auf eine schwer beschreibbare weise – konfrontiert, versetzt den Besucher in eine voyeuristische Perspektive und bannt. Bizarr. Schonungslos. Grenzwertig.
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