<Ja leck’ mich – ist das voll.> Eine ordinäre, jedoch äußerst treffende Wortwahl kam mir gestern beim Betreten der Pinakothek der Moderne zu Ohren. Sonntags sind die städtischen Ausstellungshäuser in München oft voll, allein der Ein-Euro-Eintritt wegen, obendrein kommt gerade das graue Nieselregenwetter, fern ab von Sonnenstunden- oder Schneefreuden hinzu. Toppen kann eine derartige Menschendichte nur noch die Zeit zwischen Neujahr und dem Heilig drei König – Feiertag. Doch die Pinakothek der Moderne ist ja groß genug um den Andrang zu kompensieren. Und so hatte ich genügend Zeit, mich dem kanadischen Künstler Jeff Wall zu widmen. Die Sonderausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit Wall selbst entstanden ist, vereint nun erstmals die in öffentlichen und privaten Sammlungen Münchens vertretenen Arbeiten; 20 Dia-Leuchtkästen. Leuchtkästen kennt man in erster Linie als Werbeflächen an Bushaltestellen oder in Flughafenterminals. Sie erregen Aufmerksamkeit allein schon durch das Licht. Jeff Wall ist bekannt dafür, dass er seine Fotografien, die oft wie Schnappschüsse wirken, penibel genau konstruiert. Die Menschen in Walls Bildern sind selten schön, die Räume umspektakulär und die Landschaften nicht idyllisch. Die Handlungen erscheinen häufig banal. All das verleiht den Bildern einen hohen Grad an Glaubwürdigkeit und unterscheidet sie von denen der Hochglanz-Werbung. Doch der Schein trügt – häufig setzt er sein endgültiges Foto aus mehreren Bildern am Computer zusammen, das Ergebnis ist ein durchkomponiertes Werk mit kunsthistorischen Hintergrund. Jeff Wall in München ist noch bis 9.3. zu ausgestellt.
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