#kunstjagd

busVergangenen Donnerstag habe ich hier von dem Projekt #kunstjagd erfahren und verfolge seither.

“Im November 1938 besitzen die Engelbergs zwei Gemälde des heute fast vergessenen Künstlers Otto Theodor Stein. Das eine hängt heute in Portland, in Edward Engelbergs Wohnzimmer. Es zeigt eine Frau im Halbprofil mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Schoß. Das zweite Bild sah äußerst ähnlich aus: Dasselbe Motiv, dieselbe Größe, bloß etwas brauner im Teint. So erinnert sich der alte Mann.

…Es ist dieses Gemälde, das Paula Engelberg einige Tage nach der Verhaftung ihres Mannes von der Wand nimmt, es vor den Augen ihrer Kinder aus dem Rahmen löst und es aufrollt. Sie sagt zu Edward und der drei Jahre älteren Melly, dass sie bloß ruhig sein sollen. Auf keinen Fall die Tür öffnen! Dann verlässt sie die Wohnung. Mit dem Gemälde.

Wenige Stunden später kommt sie zurück. Das Gemälde ist weg, aber sie hat ein lebensrettendes Dokument mitgebracht: Ein Visum für die Schweiz. Mit ihm erreicht sie bei der Gestapo die Entlassung ihres Mannes aus der „Schutzhaft“. Die Auflage: Jakob Engelberg muss das Deutsche Reich sofort verlassen. …

Heute, 77 Jahre und drei Generationen später, gibt es über 30 Nachfahren von Jakob und Paula Engelberg. Eine weit verzweigte Familie über die ganze USA verstreut, die durch diese Überlieferung vereint ist: Wir sind nur am Leben, weil Paula das Gemälde für ein Schweizer Visum hergab. Sie alle kennen diese Geschichte. Aber wie belastbar ist dieses Narrativ?

Klar ist: Millionen von Kunst- und Wertgegenständen sind den Opfern damals abgepresst worden, bevor sie gerade noch fliehen konnten oder deportiert und ermordet wurden. Diese Dinge sind nicht weg. Sie sind mitten unter uns. Hier und heute. Wir gehen davon aus, dass es das zweite Gemälde der Engelbergs gab. Zu lebendig sind die Erinnerungen von Edward Engelberg, zu überzeugend die Aufzeichnungen seiner inzwischen verstorbenen Schwester Melly, um das in Zweifel zu ziehen. Und wenn dieses Gemälde nicht zerstört wurde, muss es ja irgendwo sein, irgendwo muss es stecken, auf einem Dachboden, in einem Keller, in einem Depot, einer Kiste oder vielleicht ganz prominent im Wohnzimmer einer Familie, die keine Ahnung hat, woher dieses Bild kommt.

Ansonsten sind fast alle Fragen offen: Was hat Paula Engelberg im November 1938 mit dem Gemälde gemacht? Was konnte eine jüdische Frau in München damals überhaupt damit ausrichten? Hat Paula Engelberg es wirklich einem Schweizer Konsularbeamten gegeben, um schneller an das Visum zu gelangen, so wie es ihre Tochter Melly später immer behauptet hat? Oder ist das bloß Legende? Hat sie das Gemälde vielleicht auf dem Weg zum Konsulat versetzt, in einer Pfandleihe etwa, einer Galerie oder einem Auktionshaus? Hat sie es Freunden gegeben, als Abschiedsgeschenk? Und wer war eigentlich der Künstler, dieser Otto Theodor Stein? Hilft vielleicht seine Biographie und sein Werk weiter?”

Mehr wissen die “Kunstjäger” noch nicht. Seit dem 21. Mai suchen sie Antworten, zum verschollenen Gemälde, zunächst für sechs Wochen. In zwei Bussen werden sie durch Deutschland, Österreich und die Schweiz fahren, werden Archive, Experten und Zeitzeugen zu Rate gezogen – darüber hinaus wird via Social Media und Whatsapp informiert. Jeder kann unterstützen, mitdiskutieren, Hinweise geben. Mehr unter #kunstjagd!

https://www.youtube.com/watch?v=2PB0B-SS79Q

1 Kommentar zu “#kunstjagd

  1. Pingback: Kunstjagt - der Film - uNTERWEGSiNsACHENkUNST

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