Es ist schon wieder ein paar Tage her, als ich die beiden Koons Ausstellung in der Frankfurter Schirn und im Liebieghaus besuchte, doch bevor die Pforten dieses Wochenende schließen, nutze ich nochmal die Zeit für einen kurzen Rückblick. Vielleicht hat der ein oder andere noch die Möglichkeit im Liebighaus oder in der Schirn vorbeizuschaun.
Jeff Koons, Jahrgang 1955 ist medienwirksam, ein Großer unter den zeitgenössischen Künstlern. Er verwandelt banale Aufblastiere in Kunstobjekte, vergrößert Nippesfiguren, Kinderspielzeug auf einen überdimensionierten Maßstab, schockte Anfang der 90er mit pornografischen Fotos und lebengroßen Plastiken, die ihn beim Sex mit seiner damaligen Ehefrau Ilona Staller, einer italienischen Pornodarstellerin zeigten. Zu seinem Oeuvre gehören auch fotorealistische Ölgemälde in Collagetechnik. Einiges ist über die Jahre geschaffen worden und noch nie zuvor habe ich mich intensiv mit Koons beschäftigt, denn augenscheinlich fand ich seine Kunst zu kitschig, zu banal – mal hier eine Plastik in einer Themenausstellung mal dort. Ja, ja, es ist ein Großer und vielleicht kann ich durch diese beiden Ausstellungen den Hintergrund seiner Kunst ein wenig nachvollziehen und besser verstehen; das war meine Vorstellung. Mehr habe ich nicht erwartet und war überrascht. Nie zuvor sah ich seine Werke in so einem Zusammenhang und war sichtlich begeistert.
In der Schirn sind seine Bilder bzw. Collagen ausgestellt – bunte Comic-Figuren, Frühstücksflocken, Marmorskulpturen, Traumlandschaften, Bikini-Schönheiten. Bunt schillernde Farben überreizen fast das Auge und ziehen einen gleichzeitig in seinen Bann. Leider fand ich die Räumlichkeiten für einige seiner Werke zu klein. Gerne wäre ich noch ein paar Meter zurückgetreten, jedoch kam dann schon die gegenüberliegende Wand. Summasumarum: eine beeindruckende Fülle von Motiven, Farben, Inhalten die sich ständig wiederholen und doch autark sind.
Im Liebighaus sind seine Skulpturen zu sehen. Überdimensional große Ballonfiguren mit ihren metallisch-glänzendenn Oberflächen, ihrer Farbigkeit in knalligem Magenta, metallischen Blau oder Gold. Glamouröse Porzellanskulpturen und die aufblasbaren Tiere. Skurril stehen sie im Dialog inmitten barocker und antiker Schätze. Kaum vorstellbar – beeindruckend kuratiert, ergänzen sie die Räume, korrespondieren mit den alten Skulpturen als gehörten sie hier hinein. Nur zugern mochte ich in eine der Bronzestatuen anfassen, die aussahen wie aufblasbare Spielzeuge. Täuschend Echt oder doch eine Täuschung? Aufgrund der Distanz bleibt es dem Besucher verwehrt. Skurril, beeindruckend, nachhaltig sind beide Ausstellungen – wäre ich in Frankfurt, sofort würde ich beiden einen weiteren Besuch abstatten.
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