Kitschig bunt wirkt diese Fotografie auf den ersten Augenblick.
Nahezu banal. Sie würde gut beim Thai um die Ecke passen, war meine erste Assoziation, aber in einer Ausstellung? Doch es hinge nicht in dieser Schau, gäbe es nicht mehr in dieser Fotografie zu entdecken.
Üppige und farbenfrohe Pflanzenarrangements, angelehnt an barocke Bouquets.
Der britische Künstler Marc Quinn arrangiert hier künstliche Landschaften. Üppige und farbenfrohe Pflanzenarrangements, angelehnt an barocke Bouquets, die künstlich und bewusst unnatürlich in ihrer Zusammenstellung sind. Quinn kombiniert Pflanzen, die gar nicht zur selben Zeit blühen. Seine riesigen Bilder konfrontieren den Betrachter mit lebensprallen Paradiesgärten, die ihn scheinbar in eine heile Wunderwelt eintauchen lassen.
Der erste Eindruck von fröhlicher Buntheit und Unbeschwertheit verflüchtigt sich
Doch bei genauerem Hinsehen, entpuppt sich der weiße Untergrund, der den Farben die enorme Strahlkraft schenkt, als eisiges Schneefeld und löst sofort Irritationen aus. Der erste Eindruck von fröhlicher Buntheit und Unbeschwertheit verflüchtigt sich, die nun als artifiziell wahrgenommene Szenerie wirkt plötzlich und auf sehr subtile Weise bedrohlich. Mitten im blühenden Leben vom Tod umgeben?
Zwischen schönem Schein und Sein
Dem Betrachter empfängt nun keine lebendige Gartenlandschaft, sondern ein Arrangement aus tiefgekühlten, leblosen Pflanzen. Zudem verweist die unnatürliche Grellheit der Farben, die keine sanften Zwischentöne kennt, auf die künstlich generierte Welt und offenbart die Differenz zwischen schönem Schein und Sein. Quinn entlarvt so den rücksichtslosen Umgang des Menschen mit der Natur: Um der perfekten Schönheit willen, ist er bereit sie zu opfern…
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