Lost’N’Drowned

Auf den ersten Blick eine Vitrine mit belanglosen Gegenständen unserer Zeit; Sonnenbrillen, Werkzeuge, Schmuck. Bei genauerer Betrachtung: Verwitterung, Zeitsprünge und Zusammenhanglosigkeit. Doch was vereint diese Gegenstände? Nur die gemeinsame Präsentation in der Vitrine? Der Text an der Wand gibt Aufschluss und gibt dem Besucher Einblicke auf den Grund des Eisbachs.

Der Eisbach, er führt mitten durch den Englischen Garten, ist eine Lebensader der Stadt. Unter Surfern ist er weltweit bekannt für seine ‘stehende Welle’ und er dient Münchnern wie Touristen gleichermaßen im Sommer als Riesenschwimmbad.

Wo immer Menschen zusammenkommen gehen Dinge verloren. Passiert das in einem Fluss, werden die Dinge normalerweise nicht wiedergefunden. Lost’N’Drowned zeigt eine Auswahl der im Eisbach versunkenen, teilweise schon verwitterten Schätze.

Seit dem zufälligen Fund eines Bulgari Goldrings 2008 begann der Eisbach-Surfer und Mitbegründer von Studio Abigor, Tao Schirrmacher, systematisch nach verloren gegangenen Objekten zu tauchen. Er hob dabei die unglaublichsten Dinge, vom diamantenbesetzten Herzanhänger bis zur Luftpistole: Eheringe, Autoschlüssel, Handys, Uhren, Fotoapparate jeder Preisklasse und Generation; Werkzeuge, die vielleicht von einem Einbruch stammen könnten, zahlreiche Finnen von Surfbrettern, Sprengköpfe und Patronen, die noch aus dem 2. Weltkrieg stammen; sogar eine Hakenkreuztürplakette (wahrscheinlich aus dem Haus der Kunst) ist dabei, die wohl kurz nach Kriegende mit dem Stemmeisen entfernt und im benachbarten Bach versenkt wurde. Eine Auswahl davon wird hier gezeigt.
Teil der Präsentation ist außerdem Filmmaterial, das Tao Schirrmacher von dem Datenchip einer ertauchten Unterwasserkamera, wieder herstellen konnte. Das Filmmaterial hält dabei einen einzigartigen Moment fest: Den Moment des Verlustes des Gegenstands und dessen Nachleben ohne seinen Besitzer.

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