Vor allem erst einmal ein ganz herzlichen Dank an mein Mama, die mir diese Fotos zur Verfügung gestellt hat.
Im Anschluss zur Ausstellung <Abschied von Ikarus> in Weimar eine Parallelausstellung zu besichtigen, hat einen ganz besonderen Reiz: gedanklich in der Thematik verhaftet, erweitert es den Blick und vertieft Zusammenhänge.
Gleich bei betreten des Ausstellungsraumes empfängt ein gewaltiges Triptychon von Uwe Pfeifer den Besucher <Tischgespräch mit Luther> von 1984 (s.Foto oben). Der Titel ist Anspielung auf Luthers berühmte Tischreden, einer Kompilation von Tagebucheinträgen seiner akademischen Tischgenossen in Wittenberg, erstmals im Jahr 1566 erschienen. Pfeifer verlegte diese Gesprächsituation in die Gegenwart, mehr noch lädt den Betrachter ein, sich auf einen Stuhl mit an den Tisch zu setzen. Ein moderner Adam links und eine moderne Eva rechts ummanteln die Gesprächssituation.
Die Sonderausstellung im Angermuseum in Erfurt zeigt beispielhaft Varianten bei der
säkularen Transformation religiöser Motive – wie Kreuzannahme und
Kreuzverweigerung, Beweinung und Pietà oder Paradies: Adam und Eva. Mit fast 100
Werken, bestehend aus Malerei, Grafik und Skulptur aus dem Besitz des
Angermuseums und Leihgaben aus regionalen und überregionalen Sammlungen, zeigt
die Sonderausstellung herausragende Werke von Künstlern wie Werner
Tübke, Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig, Otto Dix oder, Heinz Zander, Werner Juza sowie auch jüngere Werke von Künstlern wie Martin Götze, 2008 oder Michael Triegel 1998/99.
Das Interesse an einer traditional gebundenen und symbolisch verhandelten
Konjunktur christlicher Motive in der DDR-Bildkunst war ebenso geprägt durch
kultur- und außenpolitische Hintergründe. Dieser bereits im Titel der
Ausstellung anklingende Zusammenhang wird deutlich in der “Martin-Luther-Ehrung
der DDR” im Jahre 1983. Diese versuchte, im Zuge einer sich auf einstmals
ausgegrenzte Positionen ausdehnenden “Erbeaneignung”, die schwindende
Legitimationsbasis des “Arbeiter-und-Bauern-Staates” im In- und Ausland zu
verstärken. In diesem Kontext fand die Ausstellung “Erfurt-Luther-Dialoge” 1983
in der Erfurter Galerie am Fischmarkt (heute Kunsthalle Erfurt) statt. Sie
repräsentierte in überregionaler Perspektive erstmals diese neue Offenheit und
verdeutlichte dabei zugleich, dass sich die Kunst längst aus einem starren
Abhängigkeitsverhältnis entfernt hatte.
Darüber hinaus lohnt sich ein Besuch durch die anderen Ausstellungsräume des Angermuseum. So befindet sich im EG eine Wandmalerei von einzigartigem Rang: der Brücke-Künstler Erich Heckel hat hier einen ganzen Raum mit Wandbildern geschaffen.
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