Kunstprojekt Nummer sechs, das offiziell neunte vom Way of modern Art in Salzburg ist von Künstler Jaume Plensa. Temporär ist ebenfalls derzeit seine Skulptur <Tryptic> im Hof der Residenz Salzburg zu sehen, doch das nur am Rande erwähnt, zurück zu <Awilda>:
Plensa hat diese Skulptur für die „Dietrichsruh“ der Universität Salzburg geschaffen: und ist der monumentale, 5m hohe Kopf eines jungen Mädchens mit karibischen Gesichtszügen, gestaltet aus weißem spanischem Marmor. Die Figur, die unmittelbar aus dem Boden zu wachsen scheint, vereint Distanz und Nähe gleichermaßen. Sie strahlt eine übernatürliche Ruhe und etwas höchst Rätselhaftes aus. Was wir sehen, ist eindeutig ein weiblicher Kopf, doch sofort entzieht sich „Awilda“ der Eindeutigkeit, die sich im ersten Moment beim Betrachter einstellt. Diese Irritation der Wahrnehmung gelingt dem Künstler, indem er sein Werk nicht aus einem Block fertigt, sondern aus 20 Scheiben gleicher Höhe aber unterschiedlichen Durchmessers, die übereinander auf einen im Boden verankerten Stahlstab gelegt werden. So scheint der Kopf zu schwingen, sich in die Höhe zu schrauben, nach oben und unten zu fließen. Die Schichtung der Marmorscheiben hat aber nicht nur formale Gründe, sondern auch inhaltliche. Sie verweist auf die von Plensa in Salzburg beobachteten „Schichten von Menschlichkeit“, die über Jahrhunderte gewachsen sind:
„Awilda kommt aus Santo Domingo. Sie ist einer dieser Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa gekommen sind. Mein Ziel ist es, mit ihrem Gesicht eine Portion Zukunft inmitten unserer alten Traditionen einzubringen. Die außergewöhnliche Geschichte der Stadt Salzburg besteht aus zeitlich übereinanderliegenden Schichten von Menschlichkeit. Eine Ablagerung. Awilda repräsentiert die enorme Kapazität, die ein anonymer Mensch hat, die tägliche Geschichte mit aufzubauen, auch wenn dies normalerweise von den großen Namen und dem politischen Geschehen überdeckt wird. Das alltägliche Leben verwandelt sich in etwas Übersinnliches. Ein Fest des Volkes.“ (Jaume Plensa)
Dieser Gedanke hat auch die Entscheidung Jaume Plensas für die Aufstellung seiner Skulptur in der „Dietrichsruh“ der Universität Salzburg beeinflusst. Es ist ein offener, stark frequentierter Ort, eine Eingangssituation. Studenten aus aller Welt treffen hier zusammen – die perfekte Kulisse für seine „Heimatlose“ Awilda, ein Ort des Kennenlernens und der Erkenntnis, der Offenheit und Forschung.
Jaume Plensa wurde 1955 in Barcelona geboren. Seine Werke werden in Museen und Galerien in Europa, den USA und Japan präsentiert. Er hat zahlreiche Werke für den öffentlichen Raum und Bühnengestaltungen für Opern realisiert. Plensa hat u.a. an der École Nationale des Beaux-Arts in Paris und an der School of the Art Institute of Chicago gelehrt. Der Künstler lebt und arbeitet in Barcelona und Paris.
Quelle: http://www.salzburgfoundation.at
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