Wenn *WERBUNG* dann nur für die Kunst.
In der Symbolik der Kunst ist die Brücke ein Attribut des Übergangs, eine Verbindung also, eine bildliche Über(Brück)ung, um beim Wort zu bleiben. Ebenso wird der Regenbogen oder auch die Milchstraße als Brücke gesehen, allerdings eher im überirdischen Sinne, als Symbolik zwischen Himmel und Erde. Kurzum; wird in der Kunstgeschichte ein Übergang oft als eine Epoche oder ein Stadium des Wandels von einem Stil oder Entwicklungsstand zum nächsten gesehen. Oh-ha, wenn das keine Überleitung ins neue Jahr ist, oder? Zeit also, um kurz zurückzublicken und nach vorne, denn dahin geht die “unsere” Zeit.
Die Zeit ist ein sonderbar Ding
Die Zeit schreitet voran, ganz egal, wie schnell oder langsam sie einem selbst erscheinen mag. Die Zeit ist ein sonderbar Ding…” heißt es in der Richard Strauss Oper “Der Rosenkavalier”, das Libretto entstammt der Feder Hugo von Hofmannstal und weiter heißt es “… Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder, lautlos, wie eine Sanduhr. … Manchmal hör’ ich sie fließen – unaufhaltsam. …”
Rückblick auf ein prall gefülltes Kunstjahr 2024
Eines der treffendsten Werke, die diese Szenerie bildlich vor Augen scheinen lässt, ist “Walking Hourglass” der amerikanischen Künstlerin Laurie Simmons aus dem Jahre 1989 – surreal und unheimlich poetisch, ein Sujet voller Fragen über die dahin fließende Zeit.

Auch das Kunstjahr 2024 floss dahin und war prall gefüllt mit bleibenden Ausstellungserinnerungen. So kamen die Münchner im ersten Quartal des Jahres 2024 kaum an dem federgefüllten Raum der amerikanischen Künstlerin Judy Chicago und den farbgewaltigen Installationen “In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956 – 1976.” im Haus der Kunst vorbei, gefolgt von Rebecca Horn. Es war ihre letzte Ausstellung zu Lebzeiten, denn am 06. September verstarb die Künstlerin im Alter von 80 Jahren. Das Haus der Kunst veranstaltete in München posthum ein ganztägiges internationales Symposium anlässlich der sechs Jahrzehnte umfassenden Retrospektive. Die Aufzeichnungen der reichhaltigen Beiträge, gibt es online auf der Website des Hauses abzurufen. Beeindruckt hat auch die Ausstellung “Karin Kneffl – Come in, Look out” im Museum Kuppersmühle in Duisburg, ihre rätselhaften, realistischen Bildwelten erweiterten die Sicht auf die Dinge: scharfe Konturen schwanden langsam, wurden unscharf und vice versa, ein Kreislauf ins Unermessliche. Die Ausstellung der Städl Frauen in Frankfurt machte nachdenklich. Unglaublich vertraut wirkten die Werke der 26 Künstlerinnen der Jahrhundertwende. Ihr Pinselduktus, ihre Farbgebung, ihr Ausdruck in der Zeit, in der sie malten. Wie viele der 26 Namen kommen in den gängigen Kunstgeschichtsbüchern bis heute vor? Und warum ist nun die Zeit, diesen Geschichten von Künstlerinnen Raum zu geben? Was kommt alles zum Vorschein und was verblasst wieder im Laufe der Zeit?
Diese Kunstausstellungen 2025 haben es in sich
Eine Künstlerin mit unglaublicher Strahlkraft, ist die Performance-Künstlerin Marina Abramović. Ihre aktuell noch laufende Retrospektive bis zum 16. Februar im Kunsthaus Zürich blickt nicht nur auf Ihre immense Schaffenskraft zurück, sondern lädt die Besuchenden ein, im hier und jetzt mitzumachen und ihre Arbeiten zu vervollständigen. Auch sonst läuft das neue Kunstjahr 2025 verheißungsvoll weiter bzw. startet demnächst mit neuen Kunstschauen. Gewiss werden sie den einen oder anderen Denkanstoß geben, herausfordern Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten oder vielleicht sogar neue Perspektiven eröffnen. Das wird die Zeit zeigen. Die vielversprechendsten Titel in Sachen Kunst listen wir gleich auf, aber nun erst einmal der Reihe nach:

Marina Abramovic Retrospective im Kunsthaus Zürich
Was: Marina Abramovic Retrospective
Wann: bis 16.02.2025
Wo: Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1 + 5, CH-8001 Zürich

Erwin Wurm in der Albertina Modern in Wien
Wien ist immer eine Reise wert, erst recht, wenn die Albertina Modern dem wohl bekanntesten zeitgenössischen Landsmann, Erwin Wurm, zum 70. Geburtstag eine Retrospektive widmet. Er verengt, weitet, verkleinert, vergrößert und erweitert mit seiner Kunst – vor allem den eigenen Horizont. Sehr zu empfehlen.
Was: Erwin Wurm. Die Retrospektive zum 70. Geburtstag
Wann: bis 09.03.2025
Wo: Albertina Modern, Karlsplatz 5, A- 1010 Wien

Franz Gertsch in den Deichtorhallen in Hamburg
“Jeder Punkt entspricht einer Sekunde meines Lebens” sagte Franz Gertsch einmal im Zusammenhang mit der Entstehung seiner riesigen Holzschnittarbeiten. Wieviel Zeit in jedem seinen Werken steckt, egal ob Holzschnitt oder Ölbild, wird in diesen Worten bildlich. Und da ist sie wieder; die dahin fließende Zeit. Fortwährend, unaufhaltsam. Franz Gertsch war ein Meister der langsamen Malerei, bis ins hohe Alter. Hyperrealistisch, nahezu wie Fotografien sehen seine Bilder aus. Beindruckend wirken sie in all ihrer Größe und Ausdrucksstärke. In den Deichtorhallen in Hamburg sind viele seiner bekanntesten Werke zu ausgestellt, von den Anfängen bis zum Ende seines Schaffens. Sehr beeindruckend.
Was: Franz Gertsch – Blow up eine Retrospektive
Wann: bis 04.05.2025
Wo: Deichtorhallen, Deichtorstr. 1–2, D-Hamburg

Philippe Parreno. Voices im Haus der Kunst in München
Wer die Tagesschausprecherin Susanne Daubner lediglich mit der Verkündung der Jugendwörter eines Jahres verbindet, wird bei dieser Kunst staunen, was mittels KI, so alles entstehen kann. Inmitten des Haus der Kunst in München entsteht etwas übergreifendes, eine Verbindung zu einer anderen Umgebung. Zum einen, in ganz neue unbeschreibliche Sphären und konkret, zu einer wüstenartigen Landschaft in Almeria, Spanien. Ein beeindruckender Datenaustausch, gepaart mit menschlicher Interaktion. Der französische Künstler Philippe Parreno scheint das Erleben von Ausstellungen mit “Voices” zu revolutionieren, indem er verbindet, Übergänge schafft und unerwartete Ereignisse entstehen lässt, die die Wahrnehmung von Raum und Zeit verändern. Großartig.
Was: Philippe Parreno. Voices
Wann: bis 25.05.2025
Wo: Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, D-80538 München

Königsklasse auf Schloss Herrenchiemsee
Bald ist es wieder soweit und die Königsklasse auf Schloss Herrenchiemsee öffnet ihre Pforten im unvollendeten Teil. Hier werden über 50 Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern präsentiert, die in ihren Werken demokratische Grundwerte wie Freiheit, Selbstbestimmung oder die Würde des Menschen verhandeln. Damit nimmt sie Bezug auf den Verfassungskonvent, der im August 1948 auf Herrenchiemsee stattfand und damit die Grundlage für die deutsche Verfassung schuf. Im Alten Schloss ist parallel hierzu die Ausstellung „Der Wille zu Freiheit und Demokratie“ gewidmet.

Was: Königsklasse „Könnt Ihr noch?“ – Kunst und Demokratie
Wann: 10.05. bis 12.10.2025
Wo: Neues Schloss Herrenchiemsee, D-83209 Herrenchiemsee

Der Schatten in der Kunst der Gegenwart im Kunstmuseum Bonn
Das Kunstmuseum Bonn widmet dem Schatten eine spannende Themenausstellung mit gut 40 Werken. Der Schatten steht gewissermaßen am Beginn der Kunstgeschichte. In der antiken Überlieferung Plinius´ des Älteren ist es die Tochter des Töpfers Butades, die den Schattenumriss des Kopfes ihres Geliebten mit einem Kohlestift nachzeichnet und damit das erste Bild erschafft. Das berühmte Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon wiederum grenzt die wirklichkeitsverschleiernden Schattenbilder in der dunklen Höhle vom hellen Licht der Erkenntnis ab und damit die buchstäblich schattenhafte Existenz von der wahrhaftig erleuchteten. Das Dubiose, potenziell Unheimliche begleitet den Schatten über Jahrhunderte, bevor die Romantik seine positive Dimension entdeckt und den Schatten mit der Psyche verbindet. So wird in Adelbert von Chamissos Kunstmärchen Peter Schlemihl der Verlust des Schattens mit dem Verlust der Seele gleichgesetzt. Auch wenn der Schatten seit der frühen Neuzeit im Repertoire der Malerei durchaus eine Rolle spielt, wird er erst seit dem 19. Jahrhundert und der Erfindung der Fotografie sowie des Films zu einem wesentlichen Bildelement.

Was: From Dawn Till Dusk. Der Schatten in der Kunst der Gegenwart
Wann: 03.07. bis 02.11.2025
Wo: Kunstmuseum Bonn

Katharina Grosse – The sprayed Dear in Stuttgart
Wo sie auftaucht, wird es bunt. Die Rede ist von Katharina Grosse. Ihre farbgewaltigen, raumgreifenden Installationen, entstehen oft erst mit direkter Auseinandersetzung und den Gegebenheiten des Ortes, wo sie entstehen. So auch hier: Drei eigens dafür geschaffene Werke werden im Kunstgebäude Stuttgart am Schlossplatz, neben noch nie gezeigten plastischen Arbeiten ihres Frühwerks im Kuppelbau mit dem goldenen Hirsch zu sehen sein. Mit ihrem Titel “THE SPRAYED DEAR” nimmt Katharina Grosse Bezug auf das Wahrzeichen des Ausstellungsorts und spielt mit dem englischen Wort »deer« für Hirsch – und dem im Englischen gleichklingenden Begriff »dear« für etwas Liebgewonnenes.

Was: Katharina Grosse – THE SPRAYED DEAR
Wann: 11.04. bis 11.01.2026
Wo: Kunstgebäude, Schloßplatz 2, D-70173 Stuttgart

Katharina Sieverding in der Kunstsammung NRW
Zweifelsohne ist Katharina Sieverding eine Pinonierin der Medienkunst. Ihr eigenes Gesicht ist ein wiederkehrendes Motiv, eine Projektionsfläche für Reflexion über die eigene Identität und was wir daraus machen. Als Beuys Schülerin betont sie stets die gesellschaftliche Verantwortung. Neben zentralen Werken aus ihrem 60-jährigen Schaffensprozess, gibt es die Kunstsammlung NRM auch einen Einblick in ihr umfassendes Archiv – als offener Denk- und Diskursraum. Wenn das kein Übergang ins hier und jetzt ist…
Was: Katharina Sieverding
Wann: 01.11. bis 23.03.2026
Wo: Kunstsammlung NRW

Yayoi Kusama in der Fondation Beyeler
Punkte sind ihr zentrales Element. Die Rede ist von der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama. Seit Jahrzehnten arbeitet sie sich an dem Thema der Polka Dots ab. Sie wurde damit zur Ikone, stand schon früh mit namenhaften Kunstschaffenden wie Andy Warhol im künstlerischen Austausch und arbeitete im hohen Alter mit der Luxury Marke Louis Vuitton zusammen. Ihre berühmten “Infinity Rooms”, Installationen mit Spiegeln, die die Illusion einer Endlosigkeit vorspiegeln, sind Wiederholungen ins Unermessliche. Eine Unendlichkeit, die es im Leben nicht gibt. Vielleicht ist das ein Thema der Hoffnung? Eine Punktlandung jedenfalls, die es zu sehen lohnt.
«Yayoi Kusama» wird von der Fondation Beyeler in Zusammenarbeit mit dem Museum Ludwig in Köln (14. März – 2. August 2026) und dem Stedelijk Museum in Amsterdam (11. September 2026 – 17. Januar 2027) organisiert.
Was: Yayoi Kusama
Wann: 12.10. bis 25.01.2026
Wo: Fondation Beyeler,Baselstrasse 101, CH-4125 Riehen/Basel

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