Das Künstllerduo schmeißt sich in Pose

Zwischen Ironie u. Ernst-Atelierbesuch beim Künstlerduo ConfaisWeiß

Das Künstllerduo schmeißt sich in Pose
Der Morgenmantel ist Pflicht für Nicolas Confais (links) und Jakob Weiß (rechts), die sich ironisch auch “Sonntagsmaler” nennen.

Der Seidenmorgenmantel ist Pflicht. Der gehört dazu, wenn Nicolas Confais und Jakob Weiß sich sonntags treffen. Und Musik, die muss natürlich auch laufen. Bei „Homo Brezelus“ (2017) lief die Bayern-Hymne – und zwar nonstop. Sonst gerne auch Haindling.

Dass die Chemie zwischen ihnen Beiden stimmt, das haben Nicolas und Jakob, zwei junge Bildende Künstler und angehende Kunstpädagogen aus Bayern, vor etwa zwei Jahren gemerkt. Damals haben sie beide gemeinsam die Klasse Wähner in der Akademie der Bildenden Künste in München besucht. Einmal im Monat treffen sie sich seither in ihrem Klassenzimmer um gemeinsam an einem Bild zu arbeiten. Immer sonntags, weshalb sich das  Künstler-Duo „ConfaisWeiß“ sich auch verschmitzt „Sonntagsmaler“ nennt.

In der Musik oder beim Tanzen liegt es auf der Hand, sich mit anderen Menschen für gemeinsames Arbeiten zusammenzutun. In der Bildenden Kunst ist es eher die Ausnahme. Für Nicolas und ist es derzeit die spannendste Art, künstlerisch tätig zu sein. Ihre gemeinsame Arbeit hat im Moment sogar vor dem individuellen künstlerischen Schaffen Vorrang.

Wechselspiel zwischen Ironie und Ernst

Wie das eben so ist in Beziehungen – man muss kommunizieren. Überlegen, wo die Reise hingehen soll. Auch ganz praktisch Absprachen treffen. Im Fall Nicolas und Jakob ist das Konzept ganz klar formuliert: Ein Bild pro Treffen. Schon bevor das Treffen stattfindet,  haben sie sich auf ein Thema aus dem politischen Zeitgeschehen geeinigt, aus dem ein Bild entstehen soll. Ihr allererstes Bild hatte seinen Ursprung beispielsweise im Trump-Zitat „Grab ’em by the pussy“.

Das, was dann herauskommt, muss aber als eigenständiges Kunstwerk funktionieren, wobei das Ursprungsthema aber gar nicht mehr zwangsläufig für den Betrachter sichtbar sein muss. Jakob und Nicolas geht es um den Dialog im künstlerischen Prozess und ein stetes Wechselspiel von Ironie und Ernst.

Nico und Jakob reden über ihre neueste Arbeit.

Mittlerweile, so gestehen sie, ist aus dem sonntäglichen Treffen eher ein langes Wochenende von drei Tagen geworden. Denn auch die mediale Verbreitung ihrer Arbeit ist aufwändiger geworden. So drehen sie noch vor ihrem Projekt einen kurzen Teaser dazu.

Wahrscheinlich gerade weil sie beide unterschiedlich an ihre individuelle Arbeiten herangehen, funktioniert ihre gemeinsame Arbeit als Künstlerduo “ConfaisWeiß” so harmonisch. So gut, dass sie einem breiteren Publikum im vergangenen Jahr ihre Arbeiten zeigten: unter anderem in der Sommergalerie vom Kunsthandel Anne Uhrlandt. Im Herbst dieses Jahres gastieren sie zum Beispiel im Passauer Kunstverein.

Auch Nicolas’ Staatsexamen 2016 und sein referendariatsbedingter Umzug in die Oberpfalz hat an der Zusammenarbeit von Jakob und Nicolas nichts geändert. Weiterhin nimmt sich Nicolas Zeit und fährt nach München zu Jakob.

Die künstlerischen Werke, die beide individuell schaffen, haben mit den Arbeiten und der Herangehensweise ihrer Arbeit als Duo so gut wie nichts gemein. Nicolas Arbeiten bewegen sich auf der Schnittstelle zwischen Natur und Kultur, wie er selbst erklärt. Er ist ein Sucher und Sammler. Verbindet etwa bei seiner mehrteiligen Installation „Vivarium“ einen Krebspanzer mit Teilen von altem Plastikspielzeug zu einem Objekt, indem er die einzelnen Teile mit Epoxidharz überzieht. Jakob Weiß probiert künstlerisch viele Möglichkeiten aus: er fertigt Objekte, fotografiert, schreibt Gedichte und untermalt sie mit Videos.

„Früher war der Graben zwischen Kunstpädagogik- und reinen Kunststudenten viel größer“

Auf die Frage, wie in ihrer Klasse das Verhältnis zwischen Kunst- und Kunstpädogik-Studenten klappt, reagieren sie ganz entspannt. „Früher war der Graben zwischen Studierenden, die auf Lehramt studieren und solchen, die sich nur der Kunst verschrieben haben, sehr viel größer als heute“, findet Jakob. Natürlich ist es auch die wirtschaftliche Sicherheit, die sie beide das Lehramtsstudium haben wählen lassen, aber eben nicht nur. Diese Sicherheit verleihe aber auch künstlerische Unabhängigkeit, genau das zu machen, was man will und nicht das, was sich gerade auf dem Kunstmarkt gut verkaufen lässt. 

Für Jakob war ohnehin auch schon immer klar, dass er etwas mit Kindern machen möchte. Mit seinem 10 Jahre jüngeren Bruder hat er viel unternommen, er trainierte eine Jugend-Volleyball-Mannschaft und arbeitet jetzt mit jugendlichen Flüchtlingen. Nicolas findet außerdem positiv: „Wenn man anderen etwas beibringen will, bleibt man auch ständig in Übung und arbeitet weiterhin an den Basics.“

Manchmal ist das Bild von einem in sich zurückgezogenen und von der Welt abgeschotteten Künstler nur eine Mär, wie die Geschichte von ConfaisWeiß beweist.

Text und Fotos: Lara Hoffmann

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