Vivi D'Angelo Food Photography

Atelierbesuch bei Food-Fotografin Vivi D’Angelo

Einen Raum mit gutem Licht, weißen Wänden und idealerweise eine Küche – das war Food-Fotografin Vivi D’Angelo wichtig, als sie vor gut einem Jahr ein Atelier suchte. Und auch kurz darauf fand. Dass sie ihr Atelier obendrein im hübschen Haidhausen im Rückgebäude eines charmanten Altbaus fand – darüber freute sie sich natürlich, war aber nicht Bedingung.

Vivi D'Angelo Food Photography
Vivi D’Angelo an ihrem Set. Foto: Lara Hoffmann

Dafür nahm die junge Fotografin dann aber auch gerne in Kauf, dass sie die Küche erst noch einbauen musste.

Vivi D'Angelo Food Photography
Eine Werksbank dient als Tisch in Vivi D’Angelos Küche. In ihr ist der Backofen integriert. Foto: Lara Hoffmann

Natürlich durfte es auch nicht irgendein Licht sein, das durch das Fenster ihres Ateliers fällt, sondern Nordlicht. Kein direktes Licht also. Bei diesem Fenster baut die Fotografin, die ihre braunen Rastazöpfe zum Pferdeschwanz gebunden hat, immer ihre Sets auf. Und verwandelt sich dabei abwechselnd in eine Bühnenbildnerin, Regisseurin und Beleuchterin.

„Andere Menschen kaufen sich tolle Klamotten oder Schuhe, ich gebe mein Geld für besonderes Geschirr aus“

Ihre Gerichte landen natürlich auch nicht auf irgendeinem Geschirr, sondern auf sorgsam von Flohmärkten und Ebay zusammengetragenen Schätzen wie speziell lasierten Tellern, Marmorschalen oder wuchtigen Schieferplatten. „Andere Menschen kaufen sich tolle Klamotten oder Schuhe, ich gebe mein Geld für besonderes Geschirr aus“, erzählt sie und ihre braunen Augen leuchten.

Atelier Vivi D'Angelo Geschirr Food Photography
Vivi D’Angelo sammelt leidenschaftlich gerne Geschirr. Foto: Lara Hoffmann
Atelier Vivi D'Angelo Food Photography
Foto: Lara Hoffmann
Besteck Atelier Vivi D'Angelo
Foto: Lara Hoffmann

Nach links und nach rechts schauen und gleich zuschnappen, wenn etwas Spannendes vorbeikommt – diese entspannte und lebensbejahende Einstellung scheint Vivi D’Angelo in sich zu tragen. Anders kann man sich ihren spannenden Werdegang nicht erklären: Als Kind eines Italieners und einer Deutschen wurde sie in Italien geboren, wuchs in Deutschland und der Schweiz auf.

Sie studierte in der Schweiz zunächst Journalismus und einen Studiengang, den man am besten mit „Kommunikation für Kulturerbe“ übersetzt, um später in der Kommunikation von Museen arbeiten zu können. Nach dem Studium ging sie nach Andalusien und arbeitete dort in einem Museum, das sich der Kultur der dort in Höhlen lebenden Menschen widmete. Sie lebte sogar selbst mehrere Monate  in einer Höhle. Weil sie aber auch schon immer gerne kochte, kam ihr die Idee, ein Catering zu eröffnen. Mit dieser Idee im Hinterkopf zog sie nach München. In die Stadt, in der ihre zwei Brüder schon lebten. Sie schnupperte ins klassische Catering hinein und besuchte 2011 das Food-Foto-Festival in Dänemark. Dort wurde ihr klar: „Das ist es, was ist unbedingt machen will!“

Sie belegte Fotografie-Kurse, verdiente anfangs ihr Geld noch mit Jobs im Catering und bei einer Agentur. 2013 landete sie ihren ersten Auftrag als Food-Fotografin für die Catering-Firma von BMW. Stück für Stück wurde der Kundenstamm größer.

 

Vivi D'Angelo Food Photography
Wichtige Tools: Pinzette und Pinsel. Foto: Lara Hoffmann
Atelier Vivi D'Angelo Hühnerherzen Food Photography
Vivi D’Angelo drapiert Hühnerherzen in einer Schale. Foto: Lara Hoffmann

Als Food-Fotografin weiß sie mittlerweile ganz genau, welches Equipment neben ihrer Kamera bei ihren Sets unentbehrlich ist: das Lieblingsobjektiv mit 100 mm Brennweite, das Stativ, an dem die Kamera befestigt ist und ein kleiner Holzhocker, den sie braucht, um ihre hoch am Stativ befestigte Kamera zu bedienen. Weitere wichtige Tools: Eine schwarz bemalte Wand aus Styropor, die für eine gleichmäßige Lichtstimmung sorgt, ein Taschenspiegel, der punktuell Lichtpunkte setzt, eine Pinzette, mit der sie fragile Essenskreationen drapieren kann und ein kleiner Pinsel. Falls es etwas länger dauert ein Foto zu machen und das Essen ein bisschen antrocknet, wird es mit diesem in Wasser oder Öl getauchten Pinsel frisch gehalten.

Zwar fotografiert Vivi D’Angelo unterschiedlichste Essenskreationen für Kochbücher, die Zeitschrift “Der Feinschmecker” oder für kreative kulinarische Events wie “Tisch und Thymian”. Als ihr Herzensthema hat sich aber das Fleisch herauskristallisiert. Bei einem Auftrag für die Herrmannsdorfer Landwerkstätten kam sie mit dem Thema erstmals intensiv in Berührung. Dort fotografierte sie den Lebenszyklus eines Schweines von seiner Geburt, dem Heranwachsen und schließlich seiner Schlachtung im Alter von zwei Jahren.

Respektvoller Umgang mit den Tieren – auch nach der Schlachtung

Die Fotografin sog die nachhaltige Philosophie der Landwirte und Metzger auf und besonders ein Gedanke setzte sich in ihrem Kopf fest: „Wieviel harte Arbeit steckt hinter dem Stück Fleisch, das ich mir zum Abendessen zubereite!“ Sie merkte, wie wichtig der respektvolle Umgang mit den Tieren ist – auch nach der Schlachtung. Dazu gehört für sie, vom geschlachteten Tier eben nicht nur die Filetstücke herauszuschneiden und den Rest wegzuschmeißen. Sondern zu gucken, was mit dem Rest, insbesondere den Innereien, kulinarisch noch alles Köstliches gemacht werden kann.

Und hier kommt Vincent Fricke ins Spiel. Zusammen mit dem renommierten Koch und Nose-to-Tail-Aktivisten hat sie das „Herzprojekt“, eine Popup-Ausstellung (kuratiert von Anne Uhrlandt) auf die Beine gestellt (28.10-20.11.2017, MMA, Katharina-von-Bora-Strasse 8a, 80333 München). Thematisch dreht es sich bei diesem Event um Innereien und die anderen Teile von Tieren, denen man in der zeitgenössischen Küche leider zu wenig Achtung schenkt. Die Fotos kommen natürlich von Vivi D’Angelo, aufs köstlichste bekocht werden die Gäste von Vincent Fricke. 

Zukünftig noch häufiger solche Dinge wie das “Herzprojekt” auf die Beine zu stellen, das ist ein Wunsch von Vivi D’Angelo. Noch eine Sache ist ihr wichtig, wenn sie an ihre zukünftige Arbeit denkt: „Immer wieder rumzublödeln, zu spielen, Sachen einfach auszuprobieren und neuen Ideen immer wieder eine Chance zu geben.“ 

Lara Hoffmann

Anmeldungen für das Herzprojekt per email an vivi@vividangelo.com. Der Menüpreis (7 Gänge) beträgt 49,- Euro/Person, Getränke exklusive. Opening reception: Samstag 28.10.2017, 13.00-17.00 h. Popup-Dinner mit Vincent Fricke:  Montag 30.10.2017, 18.00 h. Montag  06.11.2017, 18 h. Montag 13.11. 2017 kleine Rundtour mit get together, 17 bis 20 h Montag 20.11.2017, 18 h.

Außerdem lädt Vivi D’Angelo bei ihren Food-Talks  regelmäßig zu kulinarischen Events ein. Bei wechselnden Themen zeigen Metzger oder Mixologen, Guerillaköche oder Sommeliers den Gästen die spannenden Geschichten hinter den Lebensmitteln.

2 Kommentare zu “Atelierbesuch bei Food-Fotografin Vivi D’Angelo

  1. Pingback: Was vom Tiere übrig bleibt | unterwegsinsachenkunst

  2. Pingback: Starke Frauen in der Kunst

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert